![MB-A/P 102.10 Apokalypse [Einband]](/_next/image?url=https%3A%2F%2Fcms.max-beckmann.org%2Fuploads%2FMB_AP_102_10_00_einband_83fd018aca.png&w=3840&q=75)
Leipzig, GRASSI Museum für Angewandte Kunst
Eine vollständige Ansicht des Buches erhalten Sie bei Exemplar 25
102 Apokalypse
Aquarell / Pastell
1941Amsterdam
1942–44 (aquarelliert)
27 aquarellierte Kreidelithografien zur Offenbarung des Johannes Apk 1–22, davon 16 ganzseitig, 1 dreiviertelseitig und 10 Vignetten auf Bütten.
Buch mit 82 Seiten und geprägtem Papp- oder Ledereinband oder Einzelblätter.
390 × 300 mm (Blatt)
24 nummerierte Exemplare, davon 1 Exemplar nicht koloriert (Exemplar 10).
9 nicht nummerierte Exemplare, davon 1 Exemplar nicht gebunden (Exemplar 33) und 1 Exemplar unvollständig (Exemplar 34).
Eine unbekannte Anzahl nicht kolorierter Exemplare, davon einige ungebunden und ohne Text.
Verlag: Bauersche Gießerei
Exemplare / Einzelblätter (33)
Tagebücher
MB-TGB 02.04.1941:
Mittw. 2. April. Holzinger u. Freund warn da - -
MB-TGB 11.08.1941:
11 Mont […] Brief von Hartmann
MB-TGB 22.08.1941:
22 Freit Appo angefangen. […]
MB-TGB 28.08.1941:
28 Donn. etwas Appo ein bischen degoutirt ....
MB-TGB 01.10.1941:
Oktober 1941 / 1 Mittw. »Weib auf Tier« […]
MB-TGB 06.10.1941:
6 Mont: Appo, viel vieleicht unötig. […]
MB-TGB 12.10.1941:
12 Sont. Einfall oh Gott appo […]
MB-TGB 09.11.1941:
9 Mont An der Appo […]
MB-TGB 10.11.1941:
10 Dienst den Engel gemalt, zur Appo […]
MB-TGB 11.11.1941:
11 Mitt Wieder Appo […]
MB-TGB 13.11.1941:
13 Freit Appo [...]
MB-TGB 07.12.1941:
7 Sonnt. an d. Appo […]
MB-TGB 14.12.1941:
14 Sont Appo gearbeitet. […]
MB-TGB 23.12.1941:
23 Dienst nicht gearbeitet. Appo angesehen […]
MB-TGB 26.12.1941:
26 Freit Noch Appo
MB-TGB 27.12.1941:
27 Sonab Appo endsput
MB-TGB 28.12.1941:
28 Sont endgültig Appo - Gott s. Dank. […]
MB-TGB 04.03.1942:
[…] es schneit wieder.
Morgens Brief von
Peter mit Ankunft
meldung. -
Naja – Apo
MB-TGB 12.03.1942:
[…]
Abend´s einen Tropfen
Sauerstoff als Brief
mit den ersten Abzügen
von Hartmann.
Philosofischer Besuch von
Johannes dazu.
wieder Eiswind –
MB-TGB 11.04.1942:
erste Appos aquallirt.
[…]
Anmerkung: Die Probedrucke kolorierte Max Beckmann zwischen dem 11. April und dem 17. Juni 1942. Siehe auch 102.28 Apokalypse (Exemplar 33).
MB-TGB 13.04.1942:
Appo colorirt
[…]
MB-TGB 14.04.1942:
Appo colorirt.
enfin - na ja
[…]
MB-TGB 17.06.1942:
Quappi brachte Appo
zu G. in den Haag
[…]
MB-TGB 28.11.1942:
Erste aquarelle
fü die Appo.
[…]
MB-TGB 04.12.1942:
[…]
noch etwas Apo bemalt
Abend läuteten ½
- 1 Stunde Telepon
- Ich nicht ran. Nächste
Morgen 3 Briefe -
nicht gelesen -
na ja
MB-TGB 29.12.1942:
2. Farbige Appoc. Fertig
gemacht. - Nun aber gnug
verdam̅t noch mal.
[…]
MB-TGB 08.01.1943:
Freitag 8 Januar.
Greller Sonnespazigang im
Sturm über den Ey. […]
Abends bei Sauer über die Apoca-
lypse mit d. Ober
MB-TGB 04.03.1944:
Sonab.
[…] Sah auch
die Appo mal wieder.
- Wie die Zeit vergeht.
[…]
MB-TGB 13.03.1944:
[…]
Zu Hause
14 Tage krank
nun noch Reconvalenz
2 Stunden wieder
im Atelier ge-
arbeitet. Apo für
Q. und blonde Frau
glaube ganz gut
bekom̅en
Mi[?] war da -
sonst Sturm
Sturm -
Anmerkung: Es handelt sich um 102.24a Apokalypse (Exemplar [25]), siehe auch Tagebucheintrag vom 16.03.1944.
MB-TGB 15.03.1944:
*[…]
Mittags Glypse
Abends nicht`s besonderes
wie im̅er und
ewig -
-*
MB-TGB 16.03.1944:
[…]
Alten Trott wieder
aufgenom̅en. […]
Morgens auch schon fast 1
Stunde spaziren: Mittags
intensiv an Q. Glypse -
[…]
Anmerkung: Es handelt sich um 102.24a Apokalypse (Exemplar [25]), siehe auch Tagebucheintrag vom 13.03.1944.
MB-TGB 13.10.1944:
[…]
Quappi sandte Probe-
drucke der Appocalypse
nach Gubler - Schweiz
per Flugzeug.
[…]
Anmerkung: Friedrich Gubler und Max Beckmann lernten sich in Berlin kennen. Gubler ging 1933 in die Schweiz. Siehe auch das Gemälde MB-G 410 Bildnis Regula und Romuald Gubler und das Aquarell oder Pastell 77 Doppelbildnis Regula und Romuald Gubler.
Werkverzeichnisse
MB-A/P 102
Beckmann / Gohr: 102
Hofmaier: 330–356
Gallwitz: 287 [Exemplar 13/24, Franke]
Englischer Titel
Apocalypse
Spanischer Titel
Apocalipsis
Provenienz
Die Provenienzen der einzelnen Exemplare werden im jeweiligen Werkeintrag aufgeführt. Siehe unter Weiterführende Pastelle / Aquarelle.
Max Beckmann. Die Aquarelle und Pastelle
Einzelausstellung, Wanderausstellung
FRANKFURT AM MAIN Schirn Kunsthalle 2006
Max Beckmann. Die Apokalypse. Der wiederaufgefundene handkolorierte Zyklus
Gruppenausstellung, Wanderausstellung
WIESBADEN Museum 2004 / 2005
Max Beckmann. El Apocalipsis
Einzelausstellung
BILBAO Fundación Bilbao Bizkaia Kutxa 1997
Max Beckmann: Apokalypse
Einzelausstellung
ALBSTADT Städtische Galerie 1988
[Titel unbekannt]
Einzelausstellung
MÜNCHEN Prinz-Carl-Palais 1955
Zwischen Traum und Obsession – Grafische Erzählungen bei Picasso und Beckmann
Aufsatz
BIRTHÄLMER 2023
Bjørn Melhus über Max Beckmann. »Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die Bedrohung für uns persönlich wächst«
Aufsatz
MELHUS 2023
Max Beckmann
Monografie
Lenz 2022
Max Beckmann. Die Aquarelle und Pastelle. Werkverzeichnis der farbigen Arbeiten auf Papier
Werkverzeichnis
BECKMANN MAYEN / GOHR 2006
Papier und Farbe
Aufsatz
BECKMANN MAYEN 2006a
Beckmanns Aquarelle und Pastelle
Aufsatz
GOHR 2006
Apo Endspurt
Aufsatz
GALLWITZ 2004c
Max Beckmann im Amsterdamer Exil und sein Frankfurter Mäzen Georg Hartmann
Aufsatz
HANSERT 2004
Max Beckmann. Die Apokalypse. Der wiederaufgefundene handkolorierte Zyklus
Ausstellungskatalog
WIESBADEN Museum 2004a
Max Beckmann. Biographie
Monografie
REIMERTZ 2003
Selbstgespräche. Aquarelle und Pastelle von Max Beckmann
Aufsatz
GOHR 2001
Apokalypse 1941–1942
Aufsatz
DÖRING 2000b
Max Beckmanns Apokalypse, 1941 / 1942, zwischen Aktualität und Tradition
Aufsatz
WIESE 2000
Max Beckmann – Apokalypse. Theorie und Praxis im Spätwerk
Dissertation
WAGNER ERNST 1999a
Max Beckmann. El Apocalipsis
Ausstellungskatalog
BILBAO Fundación Bilbao Bizkaia Kutxa 1997
Apokalypse – Apocalipsis
Aufsatz
BARAÑANO 1996b
Apokalypse 1941–1942
Aufsatz
LENZ 1993
Max Beckmann – Welt-Theater. Das graphische Werk 1901 bis 1946
Ausstellungskatalog
MÜNCHEN Villa Stuck 1993
Papiergesänge: Buchkunst im zwanzigsten Jahrhundert. Künstlerbücher, Malerbücher und Pressendrucke aus den Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek München
Ausstellungskatalog
MÜNCHEN Bayerische Staatsbibliothek 1992
Max Beckmann. Catalogue Raisonne of his Prints, Band I und II
Werkverzeichnis
HOFMAIER 1990
Die Arbeit Max Beckmanns an seinen Zeichnungen zur »Apokalypse«
Aufsatz
BECKMANN PETER 1989
Literatur und Zeiterlebnis im Spiegel der Buchillustration 1900-1945
Ausstellungskatalog
FRANKFURT AM MAIN Deutsche Bibliothek 1989
Apokalypse now - Notate zu einem alten Thema
Aufsatz
MARQUARDT 1989
Max Beckmann: Apokalypse
Ausstellungskatalog
ALBSTADT Städtische Galerie 1988
Max Beckmanns Weg in die Apokalypse
Aufsatz
BECKMANN PETER 1988
Max Beckmanns Bilder zur Johannesapokalypse
Aufsatz
SMITMANS 1988
Max Beckmann in seinen Illustrationen und seine Symbolwelt am Beispiel der Illustrationen zur Apokalypse
Aufsatz
BECKMANN PETER 1987b
Max Beckmann. Die Illustrationen zur Apokalypse 1941-44
Aufsatz
WAGNER ERNST 1987
Max Beckmann. Leben im Werk. Die Selbstbildnisse
Monografie
ERPEL 1985a
Apokalypse. Ein Prinzip Hoffnung? Ernst Bloch zum 100. Geburtstag
Ausstellungskatalog
LUDWIGSHAFEN Wilhelm-Hack-Museum 1985
Illustrationen zur Apokalypse und ihre Symbole
Aufsatz
BECKMANN PETER 1984a
Apokalypse. Katalog der Darstellungen zur Offenbarung des Johannes im 20. Jahrhundert. Unter besonderer Berücksichtigung der Apokalypsefolgen
Dissertation
GÄRTNER ULRIKE 1984
Max Beckmann. Graphik, Malerei, Zeichnung. Ausstellung zum 100. Geburtstag
Ausstellungskatalog
LEIPZIG Museum der bildenden Künste 1984a
Apokalypse
Aufsatz
LENZ 1984d
Max Beckmann. Retrospektive
Ausstellungskatalog
MÜNCHEN Haus der Kunst 1984
Thesaurus Librorum: 425 Jahre Bayerische Staatsbibliothek
Ausstellungskatalog
MÜNCHEN Bayerische Staatsbibliothek 1983
Max Beckmann. Leben und Werk
Monografie
BECKMANN PETER 1982b
Von Odysseus bis Felix Krull: Gestalten der Weltliteratur in der Buchillustration des 19. und 20. Jahrhunderts
Ausstellungskatalog
BERLIN Staatliche Museen zu Berlin 1982
Eine aus den Fugen geratene Welt - Erschrecken über den Menschen in der Graphik von Max Beckmann
Journalistischer Beitrag
MAASS 1980
Themenwahl und Bildwelt in Beckmanns Druckgraphik
Aufsatz
FISCHER 1976b
The Apokalypse
Ausstellungskatalog
MARYLAND University of Maryland Art Gallery 1973
Max Beckmann als Illustrator
Monografie
JANNASCH 1969
Graphik zur Bibel. Zeitgenössische Darstellungen zu biblischen Themen
Monografie
ROTERMUND / GOLLWITZER 1966
Max Beckmann. Sichtbares und Unsichtbares
Monografie
BECKMANN PETER 1965
Das Apokalyptische in der modernen Kunst Endzeit oder Neuzeit - Versuch einer Deutung
Monografie
MAASS 1965
Blick auf Beckmann
Sammelband
ERFFA / GÖPEL ERHARD 1962
Beckmann und die Apokalypse – Versuch einer theologischen Deutung
Aufsatz
GOERGEN 1962
Max Beckmann als Illustrator
Aufsatz
JANNASCH 1962
Max Beckmann
Monografie
BUCHHEIM 1959a
Randbemerkungen. Beckmanns Apokalypse
Journalistischer Beitrag
SECKEL 1959
Zur Entstehungsgeschichte der Beckmannschen Illustrationen zur Apokalypse
Vortrag / Rede (verschriftlicht)
HOLZINGER 1955
Max Beckmann 1948. Retrospective Exhibition
Ausstellungskatalog
SAINT LOUIS Art Museum 1948a
Material / Technik
Papier
Im April 1941 begann Beckmann mit der Arbeit an den Illustrationen zur Offenbarung des Johannes, auch Apokalypse genannt. Der Text stammt wahrscheinlich aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Mitten im Zweiten Weltkrieg war in Europa die Endzeitstimmung, die der frühchristliche Text beschwört, jeden Tag gegenwärtig. Beckmann erhielt den Auftrag zur Illustration von dem Frankfurter Unternehmer, Mäzen und Kulturpolitiker Georg Hartmann (1870–1954). Dieser war ein geschickter und einflussreicher Geschäftsmann und wurde wohl deshalb von den Nationalsozialisten zwar beobachtet, aber nicht in unerträglicher Weise bedrängt. Hartmann wurde 1898 Leiter der Bauerschen Gießerei in Frankfurt am Main. In dieser Schriftgießerei verlegte Hartmann ein bibliophiles Buchprogramm.
Obwohl Beckmann in Amsterdam festsaß und sehen musste, wie er den Krieg und die deutsche Besatzung überlebte, waren die Verbindungen nach Frankfurt am Main nicht ganz unterbrochen. In dieser Stadt hatte er erste große Erfolge errungen: Er war Professor an der Städelschule geworden, das Museum besaß bis zur Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten eine große Auswahl seiner Werke und aktive Sammler erkannten seine Bedeutung. Ernst Holzinger (1901–1972), seit 1938 Direktor des Städelschen Kunstinstituts, hatte Hartmann wahrscheinlich die Anregung zu dessen Auftrag an den Künstler im Exil gegeben.
Geplant waren nur 24 Exemplare des Buches, um die Zensur zu umgehen. Diese sollten aquarelliert werden, was Beckmann nicht vollständig erfüllte. Es sind wohl nur fünf komplette Exemplare der Auflage und einzelne Blätter farbig gefasst worden. Im Jahr 2002 tauchte das Exemplar auf, das als das ›Urbuch‹ [MB-A/P 102.28] gilt und als Vorbild für Aquarellierungen von fremder Hand dienen sollte. 16 ganze Seiten und 11 kleinere, vignettenartige Blätter hatte Beckmann 1942 gezeichnet. Die sogenannte Urfassung, für Georg Hartmann in Frankfurt am Main angefertigt, zeigt durchweg eine helle, leicht fließende Farbgebung, die der düsteren Stimmung der Apokalypse nicht in der zu erwartenden
Weise entspricht. Beckmann schloss im Stil seiner Aquarellmalerei an frühere Kolorierungen an, zum Beispiel an die Blätter seines Theaterstücks Ebbi [MB-A/P 82]. Als er jedoch das Exemplar für Quappi [MB-A/P 102.24a] 1944 farbig fasste, wählte er insgesamt eine dunkle Farbgebung. Hier spielte die verzweifelte Atmosphäre nach den langen Jahren des Kriegs sicher eine Rolle. Die Apokalypse war nicht mehr hauptsächlich ein Buchprojekt, sondern Spiegel einer historischen Situation.
- 102.01 Apokalypse (Exemplar 1)
- 102.02 Apokalypse (Exemplar 2)
- 102.03 Apokalypse (Exemplar 3)
- 102.04 Apokalypse (Exemplar 4)
- 102.05 Apokalypse (Exemplar 5)
- 102.06 Apokalypse (Exemplar 6)
- 102.07 Apokalypse (Exemplar 7)
- 102.08 Apokalypse (Exemplar 8)
- 102.09 Apokalypse (Exemplar 9)
- 102.10 Apokalypse (Exemplar 11)
- 102.11 Apokalypse (Exemplar 12)
- 102.12 Apokalypse (Exemplar 13)
- 102.13 Apokalypse (Exemplar 14)
- 102.14 Apokalypse (Exemplar 15)
- 102.15 Apokalypse (Exemplar 16)
- 102.16 Apokalypse (Exemplar 17)
- 102.17 Apokalypse (Exemplar 18)
- 102.18 Apokalypse (Exemplar 19)
- 102.19 Apokalypse (Exemplar 20)
- 102.20 Apokalypse (Exemplar 21)
- 102.21 Apokalypse (Exemplar 22)
- 102.22 Apokalypse (Exemplar 23)
- 102.23 Apokalypse (Exemplar 24)
- 102.24a Apokalypse (Exemplar [25])
- 102.24b Apokalypse (Exemplar [26])
- 102.24c Apokalypse (Exemplar [27])
- 102.25a Apokalypse (Exemplar [28])
- 102.25b Apokalypse (Exemplar [29])
- 102.26 Apokalypse (Exemplar [30])
- 102.27a Apokalypse (Exemplar [31])
- 102.27b Apokalypse (Exemplar [32])
- 102.28 Apokalypse (Exemplar [33])
- 102.29 Apokalypse (Exemplar 34) (6 Einzelblätter)
Reprints:
(1.) Farbiger Lichtdruck von Hofmaier 342 als Jahresgabe der Max Beckmann-Gesellschaft München, 1958/59. Druckerei K. G. Lohse, Frankfurt am Main (aus einem nicht identifizierten Exemplar im Besitz der Galerie Günther Franke, München; Auflage unbekannt)
(2.) Max Beckmann – Apokalypse, Berlin: Ullstein 1974 (= Propyläen Reprint; nicht koloriertes Exemplar; Auflage 400 nummerierte Exemplare)
(3.) Apokalypse – Die Offenbarung Sankt Johannis in der Übertragung von Martin Luther. Mit 27 Steinzeichnungen von Max Beckmann, Hg. P. Beckmann, H. Marquardt, Leipzig: Philipp Reclam jun., und Frankfurt am Main / Wien: Bücher- gilde Gutenberg 1989 (photomechanischer Nachdruck der kolorierten Lithographien von Exemplar 25 in verkleinertem Format; Vorzugsausgabe 250 Exemplare: I–L als Künstler- und Verlegerexemplare; 1–100 im Verlag Philipp Reclam jun.; 101–200 in der Büchergilde Gutenberg)
Bemerkungen zur Entstehung und Kolorierung:
Zwischen dem 2.4. und 28.12.1941 äußert sich Max Beckmann mehrmals in der Tagebüchern zur Konzeption und Ausführung der Lithographien (Siehe die Auflistung der Tagebuchstellen bei Wagner 1999, S. 13.). Am 12.3.1942 erhält er »einen Brief mit den ersten Abzügen« (Tagebücher, S. 43) von Georg Hartmann, dem Inhaber der Bauerschen Gießerei in Frankfurt am Main. Am 11.4.1942 notiert er: »Erste Apo. aquarelliert« (Ebd., S. 45). Damit kann nur die Kolorierung von Probedrucken ohne den Text gemeint sein, also jener »Abzüge«, die Beckmann am 12.3.1942 erhalten hat und die Mathilde Q. Beckmann am 17.6.1942 zu Erhard Göpel bringt: »Quappi brachte Apo zu G.[öpel] in den Haag« (Ebd., S. 47). Göpel sollte sie nach Frankfurt mitnehmen. Es ist das Exemplar 33. Dass zu diesem Zeitpunkt noch keine ausgedruckten Bögen mit den Lithographien und dem Text vorlagen, geht aus einem Brief Heinrich Josts, dem künstlerischen Leiter der Bauerschen Gießerei, vom 26.9.1942 an Göpel hervor: »Dann fragen Sie nach der Apokalypse. Auch hieran arbeiten wir langsam weiter, doch wird die Fertigstellung des gesamten Werkes noch ziemliche Zeit in Anspruch nehmen, denn wir drucken alle Lithographien mit der Hand. Dann muss der Text in Buchdruck eingedruckt werden, dann muss sie der Illustrator kolorieren. Also unterrichten Sie bitte den Illustrator, wenn Sie ihn mal sehn.« (Zit. nach Hofmaier 1990, S. 808). Am 1.10.1942 drängt Göpel Heinrich Jost, mit der Arbeit zu beginnen: »Es würde mich im Interesse der Sache freuen, wenn Sie die Angelegenheit der Apokalypse doch etwas betreiben würden. Ihr Illustrator lebt ein einsames und stilles Leben hier, so dass jede Sache die für ihn geschieht eine Ermutigung, nicht nur in Bezug auf dieses eine Werk, sondern für seine ganzen künstlerischen Kräfte bedeutet. Auch weiß ich nicht, ob eine all zu lang herausgeschobene Kolorierung der Exemplare nicht mit einer veränderten Palette des Künstlers rechnen muss. Es wäre gut, wenn diese Dinge wie aus einem Zug wirkten. Ich sehe ihn dieser Tage und werde ihm Ihre Mitteilungen zukommen lassen.“ (Ebd.)
Am 20.10.1942 teilt Georg Hartmann Göpel mit: »Drei Bogen sind schon ausgedruckt, und ich würde ihm gerne diese Bogen zum Kolorieren schicken. Fragen Sie ihn doch bitte mal, ob er zu diesem Zweck das ko- lorierte braucht, das Sie uns seiner- zeit mitgebracht hatten, oder ob wir das hierbehalten können. Dann sagen Sie mir doch bitte auch, ob wir die zu kolorierenden Bogen an Sie schicken können, damit Sie sie dem Künstler bringen.« (Ebd.) Das kolorierte Exemplar, das Hartmann erwähnt, ist wiederum die 33.
Mathilde Q. Beckmann notiert am 19.11.1942 in ihrem Tagebuch: »Göpel brachte 10 Exemplare noch unvollständig, zum kolorieren mit. [...] Das andere, worauf ich ebenfalls ein wenig stolz bin ist, daß ich die Lithos zur Apokalypse die er aquarelliert hat kopieren darf!« (Mathilde Q. Beckmann, Tagebuch 1942 (unpubliziert, Max Beckmann-Archiv, Murnau). Durchgestrichen im Original). Auch aus weiteren Tagebucheinträgen Mathilde Q. Beckmanns geht hervor, dass sie in den folgenden Wochen im November / Dezember 1942 an der Kolorierung beteiligt ist. Laut Colophon hat Beckmann die Exemplare 1–5 eigenhändig koloriert. Tatsächlich befinden sich jedoch 10 Exemplare zum Kolorieren in Amsterdam. »Unvollständig« kann bedeuten, dass diese Exemplare nicht gebunden sind, noch ohne den Text sind oder dass ihm noch nicht alle Bögen vorliegen. Am 2.12.1942 fragt Heinrich Jost bei Göpel nach: »Was ist eigentlich mit der Kolorierung der ,Apokalypse‘?« (Zit. nach Hofmaier 1990, S. 809).
Am 4.12.1942 notiert Beckmann im Tagebuch: »Morgens noch etwas Apo bemalt« (Tagebücher, S. 55); am 29.12.1942: »Zwei farbige Apokalypsen fertig gemacht. Nun aber genug, verdammt noch mal.“ (Ebd. S. 56). Aus Mathilde Q. Beckmanns Tagebuch geht hervor, dass damit die Arbeit noch längst nicht abgeschlossen ist. Ebenfalls am 29.12.1942 schreibt sie zunächst: »Ich hatte mir vorgenommen zu malen für die Apokalypse und eventuell zu schreiben. Fast nichts davon geschah – Ein großes Aquarell ist fertig geworden, die ,Engel‘, Tiger hat zum Schluss noch etwas – mit herrlichem Schwung ,hineingefuhrwerkt‘ – wie er sagt. Er tauchte den Pinsel in Wasser, fuhr damit über alle Farben gleichzeitig die auf der Palette waren: schwarz, umbrabraun Terra, preuss. blau, grün, cadmium rot, cadmium gelb u. anderes blau schüttelte den Pinsel aus u. strich mit leichten sicheren sehr schwunghaften Strichen über das Ganze! Das Resultat – bei dem mir erst der Atem stockte – war verblüffend! Alles hatte mehr Ausdruck, die Schatten wurden richtiger die hellen Stellen weniger hart ebenso die schwarzen. Hie und da setzte er noch ein wenig gelbcitroen auf.“ (Mathilde Q. Beckmann, Tagebuch 1942 (unpubliziert, Max Beckmann-Archiv, Murnau)). Am selben Tag – oder einen Tag später, am 30.12.1942 – fährt sie fort: »Später hat er trotzdem gearbeitet u. die restlichen Aquarelle für die Apokalpse – 4 große 2 Kleine gemacht. [2 Zeilen unkenntlich gemacht] von der ersten Serie! 3 [4 überschrieben] Serien müssen noch gemacht werden!!“ (Ebd.).
Am 1.1.1943 notiert Mathilde Q. Beckmann im Tagebuch: »Gegen Abend machte ich dann 2 Aquarelle. für die Apo.«; am 3.1.1943: »Vormittags habe ich zwei Aquarelle für die Apoq. gemacht, bin nun bald mit der 1.en Serie fertig.«; und am 21.1.1943: „Tiger hat heute morgen [später eingefügt: an] in ,meiner‘ Serie [später eingefügt: 2] der Apoka. die ,Damen‘, d.h. die Engel gemalt, genial u. schnell u. wunderbar, war ein Genuss zu sehen! Auch den unteren Teil eines Blattes, nämlich den Mann mit der Brille etc. hat er gemalt. Mit allen meinen ,neu‘ kolorierten war er einverstanden u. fand sie sehr gut. Ich bin ja riesig froh u. ein wenig stolz, daß es mir so gelang, daß er sagte, er kann es durchaus verantworten.“ (Mathilde Q. Beckmann, Tagebuch 1943 (unpubliziert, Max Beckmann-Archiv, Murnau). Durchgestrichen im Original.).
Ende Januar oder Anfang Februar 1943 könnte Göpel die kolorierten Bögen nach Frankfurt gebracht haben. Die ersten gebundenen Exemplare werden bereits am16.2.1943 an ihre Empfänger ausgehändigt (s.o. den Abschnitt »Die Exemplare im Überblick«). Göpel fragt jedoch noch am 25.5.1943 bei Jost nach, ob »die Exemplare der Apokalypse inzwischen gebunden worden (sind)“ (Zit. nach Hofmaier 1990, S. 809). Wahrscheinlich ist deshalb, dass Göpel zehn Exemplare erst gegen Ende des Winters bzw. im Frühjahr 1943 nach Frankfurt zurückgebracht hat und daher alle vor seiner Anfrage überreichten Exemplare nach Vorlage des Musters (Exemplar 33) zwischen Juni 1942 und Februar 1943 in Frankfurt koloriert und gebunden worden sind. Eine Ausnahme ist Exemplar 15, das eine ganz eigenständige Kolorierung aufweist. Vor Göpels Anfrage werden die Exemplare 11–20 ausgeliefert, unmittelbar danach Exemplar 21 und 22.
Da laut Mathilde Q. Beckmann 10 Exemplare in Amsterdam sind, können dies nur die Exemplare 1–10 gewesen sein. Exemplar 10 könnte Beckmann ohne Kolorierung zurückgeschickt haben. Es ist auch später nicht mehr von anderer Hand koloriert worden. Damit macht, im Gegensatz zu früheren Deutungen, das Impressum Sinn, das die ersten fünf Exemplare als eigenhändig kolorierte ausweist. Weshalb darauf verzichtet wurde, weitere Exemplare als eigenhändig kolorierte auszuweisen, bleibt unbekannt. Stilkritische Erwägungen, die manche Blätter für schwächer als andere erachten, könnten durch die Nachricht gerechtfertigt erscheinen, dass Mathilde Q. Beckmann an der Kolorierung beteiligt war, was allerdings durch Beckmanns Eingreifen bei aller Anerkennung der Arbeit seiner Frau gemildert wird. Somit ließe sich auch das Nebeneinander von zwei künstlerischen Temperamenten in einem Blatt erklären. Am 25.8.1943 schreibt Jost an Göpel, er habe vergessen, Fräulein Crost »die Bände der Apokalypse für B.[eckmann]« mitzugeben (Ebd.). Beckmann wird also zu einem späteren Zeitpunkt eine unbekannte Anzahl gebundener Belegexemplare erhalten haben. Kolorierte Exemplare befanden sich wohl nicht darunter. Im März 1944 überarbeitet er ein Exemplar außerhalb der Auflage (Exemplar 25) in Aquarell und widmet es seiner Frau (Siehe Tagebücher 13. und 16.3.1944). Von den 10 nach Amsterdam geschickten Exemplaren folgen 1–5 dem Kolorierungstyp A, 6–9 dem Typ B (Siehe Wagner 1999, S. 201 bzw. 199). Die Exemplare 1 und 9 sind laut »Hartmann-Liste« als eigenhändig koloriert gekennzeichnet. Folgen wir allen diesen Quellen, ließe sich – wenn auch ohne endgültige Sicherheit – sagen, dass Beckmann die Exemplare 1–9, 15, 25 und 33 eigenhändig – und mit Unterstützung seiner Frau – aquarelliert hat.
Nicht koloriert ist das Exemplar 10 und evtl. weitere, die Wagner und Hofmaier nicht vorgelegen haben und auch jetzt nicht eingesehen werden konnten.
Die Exemplare 10 sowie 27, 29 und 32, die nachweislich von fremder Hand koloriert wurden, werden in den Einzelaufnahmen nicht berücksichtigt, ebenso das Exemplar 26, das laut Wagner identisch ist mit 24.
Weitere Angaben bei BECKMANN MAYEN / GOHR 2006, S. 234:
Bezeichnet mit typographischem Text S. [79], Exemplare 1–5: Im vierten jahre des zweiten weltkrieges, als gesichte des | apokalyptischen sehers grauenvolle wirklichkeit wurden, ist dieser | druck entstanden. Die bilder des buches sind stein- | zeichnungen von Max Beckmann. Die ersten fünf exemplare sind vom künstler persönlich mit der hand koloriert. Als textschrift fand die von | F. H. E. Schneidler entworfene “Legende” verwendung.
Bezeichnet mit typographischem Text S. [79], Exemplare 6–24 sowie gebundene Exemplare außerhalb der Auflage: Im vierten jahre des zweiten weltkrieges,
als gesichte des | apokalyptischen sehers grauenvolle wirklichkeit wurden, ist dieser | druck entstanden. Die bilder des buches sind handkolorierte stein- | zeichnungen von Max Beckmann. Als textschrift fand die von | F. H. E. Schneidler entworfene “Legende” verwendung.
Bezeichnet mit typographischem Text S. [80]: Privatdruck der Bauerschen Gießerei Frankfurt am Main, 1943 | Es wurden vierundzwanzig numerierte Exemplare gedruckt, von denen ist dieses [es folgen bei den Exemplaren 1–24 handschriftlich die jeweiligen Bezeichnungen].
Verlag: Bauersche Gießerei, Frankfurt am Main (Privatdruck)
9 nicht nummerierte Exemplare, laut Hofmaier 10. Wagner hat nachgewiesen, dass Hofmaiers Nr. 26 identisch ist mit Nr. 24 (siehe Bemerkung zu 102.23 Apokalypse (Exemplar 24)).
Die Exemplare im Überblick**:** (BECKMANN MAYEN / GOHR 2006, S. 237 [Liste der Exemplare mit Angaben zur Provenienzen; Details siehe die jeweiligen Exemplare.])
[...] 1) Wie angegeben im Colophon (1–24) bzw. als Zählnummer bei den nicht nummerierten Exemplaren [25]–[34] außerhalb der Auflage. Alle handschriftlichen Bezeichnungen außer der Widmung in Exemplar 25 erfolgten von unterschiedlicher Hand in der Bauerschen Gießerei.
Sigle
MB-A/P 102
URL
https://max-beckmann.org/mb/ap/102 [letzter Zugriff: 14.02.2025]