139 Frühe Menschen
Aquarell / Pastell
1939 oder früherEntstehungsort unbekannt
1947/48 (überarbeitet)
Aquarell, Gouache und Tusche auf Bütten
498 × 645 mm
Nicht signiert
In privater Hand
Tagebücher
MB-TGB 14.07.1946:
14. Juli
[…]
Morgens noch (unter / anderen) die frühen
Menschen aquarellirt.
sind gut jetzt. […]
MB-TGB 26.12.1947
Millbrook
Freit. 26. Dec. 47
[…]
Sonst lange am »Mückennetz«
und »frühe Zeiten« aquarell ect
gemacht. Recht gut u von
zusam̅en gewachsene am Kopf Zwillinge
scheußlich. - Aber sonst gemütlich.
MB-TGB 22.11.1948
es wird kalt
Angenehmer vielerleitag
Valentinbrief u. Anruf wegen
Aquarell in Baltimore »Beginnig«
[…]
MB-TGB 31.08.1950
N.Y
[…]
Ach ja - Jany war
da u bekam ein
Aquarell geschenkt
Frühe Menschen. War
scheinbar glücklich und zog
damit ab. Sehr nett
Anmerkung: Bei »Jany« handelt es sich um Jane Sabersky.
Werkverzeichnisse
MB-A/P 139
Beckmann / Gohr: 139
Weitere Werktitel
Anfang der Welt (in PARIS Wohnung Käthe von Porada 1939)
Beginning (Künstlertitel, siehe MB-TGB 22.11.1948)
Frühe Menschen (Künstlertitel, siehe MB-TGB 31.08.1950)
Beginning (in SAINT LOUIS Art Museum 1948a)
Primordial Landscape (in BOSTON Museum of Fine Arts 1964)
Urlandschaft (in HAMBURG Kunstverein 1965)
Frühe Menschen - Urlandschaft (in BERLIN Käthe-Kollwitz-Museum 1993, STUTTGART Galerie der Stadt und Württembergischer Kunstverein 1998, HANNOVER Sprengel Museum 1998a)
Hommes préhistoriques - Paysage primitif (in PARIS Centre Georges Pompidou 2002b)
Early Humans (in NEW YORK Museum of Modern Art 2003)
Frühe Menschen. Urlandschaft (in HAMBURG Bucerius Kunst Forum 2003)
Early Men / Hombres primigenios (in BECKMANN MAYEN / GOHR 2006, englische und spanische Ausgabe)
Englischer Titel
Early Humans
Spanischer Titel
Primeros humanos
Provenienz
New York, Jane Sabersky (31.08.1950–mindestens 1965, Geschenk des Künstlers)[1][2]
[…]
Herford, Jan A. Ahlers (1983–wohl Januar 2001, wohl Auktionskauf)[1]
FRANKFURT AM MAIN / NEW YORK [Douglas Nash] (wohl Januar 2001, Ankauf)[1][3][4]
Deutschland, in privater Hand (2001–2013)[1][3][5]
Wien, in privater Hand, ›Halusa Collection‹ (seit 2013)[3]
Quellen
[1] BECKMANN MAYEN / GOHR 2006, S. 306.
[2] MB-TGB 31.08.1950, Jahresangabe ›1965‹ von BECKMANN MAYEN / GOHR 2006, S. 306.
[3] Mitteilung Eigentümer:in (Mai 2023).
[4] Siehe unter Weiterführende Informationen bei FRANKFURT AM MAIN / NEW YORK [Douglas Nash].
[5] Mitteilung Eigentümer:in (November 2022), Verkauf über Kunsthandlung Marcus Marschall (Daxer & Marschall, München).
Max Beckmann. weiblich – männlich
Einzelausstellung
HAMBURG Kunsthalle 2020 / 2021
Dix / Beckmann. Mythos der Welt
Einzelausstellung, Wanderausstellung
MANNHEIM Kunsthalle 2013 / 2014
Beckmann & Amerika
Einzelausstellung
FRANKFURT AM MAIN Städel Museum 2011 / 2012
Max Beckmann – Exil in Amsterdam
Einzelausstellung, Wanderausstellung
AMSTERDAM Van Gogh Museum 2007
Max Beckmann. Die Aquarelle und Pastelle
Einzelausstellung, Wanderausstellung
FRANKFURT AM MAIN Schirn Kunsthalle 2006
Max Beckmann. Menschen am Meer
Einzelausstellung
HAMBURG Bucerius Kunst Forum 2003 / 2004
Max Beckmann
Einzelausstellung, Wanderausstellung
PARIS Centre Georges Pompidou 2002 / 2003
Expressionistische Bilder: Sammlung Firmengruppe Ahlers
Gruppenausstellung
STUTTGART Galerie der Stadt und Württembergischer Kunstverein 1998 / 1999
Max Beckmann and Paris. Matisse, Picasso, Braque, Léger, Rouault
Einzelausstellung, Wanderausstellung
ZÜRICH Kunsthaus 1998 / 1999
Circus Beckmann. Werke aus dem Sprengel Museum Hannover, der Sammlung Ahlers und internationalen Sammlungen
Einzelausstellung
HANNOVER Sprengel Museum 1998
Expressionistische Bilder. Sammlung Firmengruppe Ahlers
Gruppenausstellung, Wanderausstellung
BERLIN Käthe-Kollwitz-Museum 1993
Max Beckmann, 1884–1950. Gemälde – Aquarelle
Einzelausstellung
DÜSSELDORF Wolfgang Wittrock Kunsthandel 1991
Max Beckmann. Retrospektive
Einzelausstellung, Wanderausstellung
MÜNCHEN Haus der Kunst 1984
Max Beckmann. Aquarelle und Zeichnungen 1903–1950
Einzelausstellung, Wanderausstellung
BIELEFELD Kunsthalle 1977
Max Beckmann
Einzelausstellung, Wanderausstellung
BOSTON Museum of Fine Arts 1964
Max Beckmann 1948. Retrospective Exhibition
Einzelausstellung, Wanderausstellung
SAINT LOUIS Art Museum 1948a
[Max Beckmann – Aquarelle]
Einzelausstellung
PARIS Wohnung Käthe von Porada 1939
NEW YORK Christie, Manson & Woods 16. Nov 1983
Auktion
Max Beckmann. weiblich – männlich
Ausstellungskatalog
HAMBURG Kunsthalle 2020
Dix / Beckmann. Mythos der Welt
Ausstellungskatalog
MANNHEIM Kunsthalle 2013
Beckmann & Amerika
Ausstellungskatalog
FRANKFURT AM MAIN Städel Museum 2011
Max Beckmann. Die Aquarelle und Pastelle. Werkverzeichnis der farbigen Arbeiten auf Papier
Werkverzeichnis
BECKMANN MAYEN / GOHR 2006
Papier und Farbe
Aufsatz
BECKMANN MAYEN 2006a
Beckmanns Aquarelle und Pastelle
Aufsatz
GOHR 2006
Max Beckmann. Menschen am Meer
Ausstellungskatalog
HAMBURG Bucerius Kunst Forum 2003
Max Beckmann
Ausstellungskatalog
LONDON Tate Modern 2003
Max Beckmann
Ausstellungskatalog
NEW YORK Museum of Modern Art 2003
Max Beckmann. Un Peintre dans l'Histoire
Ausstellungskatalog
PARIS Centre Georges Pompidou 2002a
Max Beckmann – L’exposition [Begleitheft]
Ausstellungskatalog
PARIS Centre Georges Pompidou 2002b
Circus Beckmann. Werke aus dem Sprengel Museum Hannover, der Sammlung Ahlers und internationalen Sammlungen
Ausstellungskatalog
HANNOVER Sprengel Museum 1998a
Mythos und Urform. Die späten Landschaften
Aufsatz
SPIELER 1998b
Expressionistische Bilder: Sammlung Firmengruppe Ahlers
Ausstellungskatalog
STUTTGART Galerie der Stadt und Württembergischer Kunstverein 1998
Max Beckmann und Paris. Matisse, Picasso, Braque, Léger, Rouault
Ausstellungskatalog
ZÜRICH Kunsthaus 1998
»Geburt« und »Tod«. Max Beckmann im Amsterdamer Exil. Eine Untersuchung zur Entstehungsgeschichte seines Spätwerks
Monografie
WALDEN-AWODU 1995
Max Beckmann 1884–1950. Der Weg zum Mythos
Monografie
SPIELER 1994a
Max Beckmann »Versuchung«
Aufsatz
SPIELER 1994b
Expressionistische Bilder. Sammlung Firmengruppe Ahlers
Ausstellungskatalog
BERLIN Käthe-Kollwitz-Museum 1993
»Das Unbewußte ist Leib«. Bemerkungen zu den Werken von Max Beckmann in der Sammlung der Firmengruppe Ahlers
Aufsatz
WIESE 1993
Max Beckmann, 1884–1950. Gemälde – Aquarelle
Ausstellungskatalog
DÜSSELDORF Wolfgang Wittrock Kunsthandel 1991
Max Beckmann – »Der Maler«
Monografie
SCHULZ-HOFFMANN 1991
Tagebücher 1940–1950
Eigene Schriften / Tagebuch
BECKMANN MAX 1984g
German Expressionism
Aufsatz
GORDON 1984
Max Beckmann. Retrospektive
Ausstellungskatalog
MÜNCHEN Haus der Kunst 1984
»Primitivism« in 20th Century Art: Affinity of the Tribal and the Modern
Ausstellungskatalog
NEW YORK Museum of Modern Art 1984
Max Beckmann. Retrospective
Ausstellungskatalog
SAINT LOUIS Art Museum 1984
Auktion 5442: Impressionist and modern drawings and watercolors
Auktionskatalog
NEW YORK Christie, Manson & Woods 16. Nov 1983
Max Beckmann. Das Triptychon »Versuchung«
Heft einer Schriftenreihe
DUBE 1981
Anmerkungen zum Triptychon »Versuchung« von Max Beckmann
Aufsatz
DUBE 1980
Max Beckmann. Aquarelle und Zeichnungen 1903–1950
Ausstellungskatalog
BIELEFELD Kunsthalle 1977
Max Beckmann. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen
Ausstellungskatalog
HAMBURG Kunstverein 1965
Max Beckmann 1884–1950. Paintings, Drawings and Graphic Work
Ausstellungskatalog
LONDON Tate Gallery 1965
Max Beckmann
Ausstellungskatalog
BOSTON Museum of Fine Arts 1964
Max Beckmann 1948. Retrospective Exhibition
Ausstellungskatalog
SAINT LOUIS Art Museum 1948a
Das Ganze scheint eine Unterwasserszene darzustellen - und dann doch nicht; denn in dem mittig unten liegenden Ei sieht der Betrachter ein Restaurant mit einem Stehgeiger, um 90 Grad gedreht. Durch den bläulichen Hintergrund schwimmen urtümliche Fische, wie sie bei Beckmann schon seit den Dreißigerjahren auftauchen. Die Komposition entfaltet sich zwischen den beiden geöffneten eiförmigen Gebilden, die links einen Fuß, rechts eine riesige Tute, aber vielleicht auch ein Gewehr hervorstoßen lassen. Zu erkennen ist zudem eine vielbrüstige Frau in der Art der antiken Artemis von Ephesos, daneben Masken und ein Muster aus mehreren roten Phalli. Manches Detail ist gegenständlich kaum lesbar. Beckmanns Gedanken kreisten wohl um die Entstehung des menschlichen Lebens nach der Ureinheit, die durch das Ei symbolisiert wird. Männliches und Weibliches begründen die Entstehung des Menschen und die Evolution kann fortschreiten. Die Entstehung des Lebens aus dem Meer, die Spaltung der ursprünglichen Einheit in Mann und Frau, von der auch Platon schrieb, das produktive Chaos, das hier vorgestellt wird, enthält in Beckmanns Verdichtung Spekulationen über den Ursprung von allem. Diese erhielten in den USA neue Nahrung, da er sich in der Geografie, Vegetation und Tierwelt des amerikanischen Kontinents in die »tiefsten Tiefen der Zivilisation« [1] versetzt fand. Das Rätsel von Atlantis, also die Spekulation über einen im Meer versunkenen Kontinent zwischen Europa und Amerika, auf dem eine hoch entwickelte Kultur entstanden sein sollte, beflügelten Beckmanns Fantasie von Neuem. Unabhängig von der Ikonografie, die wohl niemals ganz aufzuschlüsseln sein wird, ist das Blatt ein Meisterwerk der Imagination fremder Welten, die in einer großen Dichte als möglich vor Augen geführt werden. Seit den Dreißigerjahren hatte Beckmann zahlreiche Bücher in seiner Bibliothek versammelt, welche die Rätsel der Urzeit zu löse versuchten. Erneut auf die Mitte mit dem geöffneten Ei blickend, stellt sich die Frage nach dem Bruch der Realitätsebene, der durch die Ansicht des Restaurants hervorgerufen wird. Sowohl die Drehung als auch der verkleinerte Maßstab weisen der Darstellung einen Platz in der ›Gegenwart‹ zu. Soll diese Konfrontation so verstanden werden, dass alles das, was auf dem Blatt zu sehen ist, immer noch den Rahmen und Untergrund bildet für die ›Zivilisation‹, der wir angehören? Unvergängliches Erbe, weitergetragen in Körper und Geist?
[1] Brief von Max Beckmann an Minna Beckmann-Tube vom 19.9.1949, in: BECKMANN MAX 1994, Nr. 948, S. 282.
»Das Blatt war seit der Ausstellung Paris 1939 noch 1947 bei Käthe von Porada in Paris und wird in ihrem Brief an Max Beckmann vom 3.6.1947 als „Anfang der Welt“ aufgelistet (Max Beckmann-Archiv, Murnau).
Möglicherweise bezieht sich ein weiterer Tagebucheintrag auf die Überarbeitung des vorliegenden Blattes: ›Freitag 26. Dezember 1947. […] ,frühe Zeiten‘ Aquarell gemacht […]‹ (Tagebücher, S. 240).
Im AK St. Louis und weitere Orte 1948/49 wird das Blatt unter dem Titel ›Beginning‹, datiert 1948, verzeichnet. Der Titel ›Primordial Landscape‹ bzw. ›Urlandschaft‹ stammt von Jane Sabersky. Von Mathilde Q. Beckmann ist mündlich überliefert, dass sie auch die Titel ›Die Eiermenschen‹ und ›Prehistoric Vision‹ verwendete. Eine Arbeit mit dem Titel ›Eiermenschen‹ erwähnt Max Beckmann am 8.4.1944 in den Tagebüchern (S. 87).
Jane Sabersky (1912–83), der Beckmann am 31.8.1950 das Blatt geschenkt hat, war die Assistentin von Curt Valentin und später Bibliothekarin an der Columbia University, New York.« (BECKMANN MAYEN / GOHR 2006, S. 307–308)
Sigle
MB-A/P 139
URL
https://max-beckmann.org/mb/ap/139 [letzter Zugriff: 14.02.2025]