89 Der Affe, der die Ewigkeit malt
Aquarell / Pastell
1936Berlin [?]
Aquarell über Kohle auf Aquarellbütten
577 × 502 mm
Nicht signiert
Verbleib unbekannt
Eintrag in die Bilderliste
»A[msterdam] 1947 | Affe mit Ewigkeit an Mr. Davis, Ohio«, Bilderliste II, siehe MBA MB Nachlässe - MB Bilderlisten I bis III.
Tagebücher
MB-TGB 18.08.1947:
Mont. 18. August 47
[…]
Fortsetzung von 18 A. 47
Noch nachzutragen wäre
daß nach Abschied v. Piz u. Has
Abends um 9 Uhr. Mister David
aus Minianopolis erschien und
mit großen US Elan seine
Freundschaft bezeugte. Hatte
wieder ganz interessante Ein-
blicke in den Zukunftsstatt
Zum Schluß kaufte er noch das
alte Aquarell der Affe d. die
Ewigkeit malt für 150$
Ganz angenehm und außerdem
scheint es kühler ge-
worden zu seien.
Werkverzeichnisse
MB-A/P 89
Beckmann / Gohr: 89
Weitere Werktitel
Eternity (in SAINT LOUIS Art Museum 1948a)
Ewichkei[t] (in BECKMANN MAYEN / GOHR 2006)
Englischer Titel
The Monkey That Paints Eternity
Spanischer Titel
El mono que pinta la eternidad
Provenienz
Minneapolis, Richard S. Davis (18.08.1947–mindestens 1948, beim Künstler erworben)[1][2]
[…]
Wertingen, Hans Sommer [3]
[…]
CHICAGO Alice Adam Gallery [3]
[…]
U.S.A., [Vorname unbekannt] Foster und James Foster [3]
Verbleib unbekannt
Quellen
[1] MB-TGB 18.08.1947.
[2] SAINT LOUIS Art Museum 1948a, S. 97–98, »Unless otherwise noted, the drawings and watercolors are lent by the artist and the Buchholz Gallery, New York | Lent by Mr. Richard S. Davis, Minneapolis«.
[3] BECKMANN MAYEN / GOHR 2006, S. 212.
Anmerkungen
Das Blatt wurde in der Auktion BERN Kornfeld und Klipstein 8. Jun 1961 und KÖLN Lempertz 7./8. Dez 1984 angeboten. Sowie in NEW YORK Christie's 3. Nov 2010, wo es keinen Zuschlag erhalten hat.
Max Beckmann. Die Aquarelle und Pastelle
Einzelausstellung, Wanderausstellung
FRANKFURT AM MAIN Schirn Kunsthalle 2006
Kunst aus schwäbischem Privatbesitz
Gruppenausstellung
AUGSBURG Kunstverein – Rathaus 1966 / 1967
Max Beckmann 1948. Retrospective Exhibition
Einzelausstellung, Wanderausstellung
SAINT LOUIS Art Museum 1948a
NEW YORK Christie's 3. Nov 2010
Auktion
KÖLN Lempertz 7./8. Dez 1984
Auktion
BERN Kornfeld und Klipstein 8. Jun 1961
Auktion
Zeitraum | Preis | Notiz |
---|---|---|
03. Nov. 2010 – 03. Nov. 2010 | 700.000 USD | NEW YORK Christie's 3. Nov 2010, Lot 45, Schätzpreis 600.000 - 800.000 USD (429.660 - 572.880 EUR), nicht verkauft. |
18. Aug. 1948 – 18. Aug. 1948 | 150 USD | Kaufpreis gemäß MB-TGB 18.08.1947. |
Impressionist and Modern including Property from the Collection of Max Palevsky
Auktionskatalog
NEW YORK Christie's 3. Nov 2010
Max Beckmann. Die Aquarelle und Pastelle. Werkverzeichnis der farbigen Arbeiten auf Papier
Werkverzeichnis
BECKMANN MAYEN / GOHR 2006
Beckmanns Aquarelle und Pastelle
Aufsatz
GOHR 2006
Selbstgespräche. Aquarelle und Pastelle von Max Beckmann
Aufsatz
GOHR 2001
Max Beckmann als deutscher Maler
Aufsatz
BELTING 1999
Auktion 605: Kunst des XX. Jahrhunderts. Gemälde, Plastik, Aquarelle, Handzeichnungen, Graphik, illustrierte Bücher und Mappenwerke
Auktionskatalog
KÖLN Lempertz 7./8. Dez 1984
Ich erinnere mich gut an Max Beckmann
Monografie
LACKNER STEPHAN 1967c
Kunst aus schwäbischem Privatbesitz
Ausstellungskatalog
AUGSBURG Kunstverein – Rathaus 1966
Auktion 100. Moderne Kunst des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts.
Auktionskatalog
BERN Kornfeld und Klipstein 8. Jun 1961
Max Beckmann 1948. Retrospective Exhibition
Ausstellungskatalog
SAINT LOUIS Art Museum 1948a
Material / Technik
Papier
Als Menschen verkleidete Affen begegnete man häufig im Zirkus oder im Varieté, zum Beispiel im Berliner Wintergarten. Beckmann besuchte gern solche Etablissements. Also hat er die Szene mit dem Maler-Affen – wahrscheinlich ein Schimpanse – vielleicht nicht erfunden, sondern gesehen. Der sitzt als Mensch verkleidet auf einem abgebrochenen Mast oder einer Stange. Weiße Hose, blaue Jacke mit goldenen Tressen, eine Art Fez auf dem Kopf, das Gesicht mit Streifen bemalt, so sieht man ihn von hinten, das Gesäß nackt. Der Mast wurde abgesägt und liegt jetzt auf dem Bühnenboden. Darunter sind allerlei Utensilien zu erkennen: eine Maske, ein Notenblatt, ein zerbrochener, merkwürdiger runder Gegenstand, eine Flöte, eine Tute. Rätselhaft bleiben die schnabelartigen Spitzen unter dem Bühnenboden, die vielleicht zur Maschinerie gehören. Die Szenerie ist also ausführlich geschildert. Breitbeinig hockt der Affe auf dem Holz und pinselt mit der Rechten ein großes Schild an. In Großbuchstaben steht schon zu lesen: »EWICHKEI«; er setzt gerade an, das fehlende »T« zu malen.
Affen als Alter Ego des Malers haben eine lange Tradition in der Kunstgeschichte. Oft wurde das Nachäffen der Natur durch den Künstler lächerlich gemacht. Davon kann hier nicht die Rede sein, aber ein Maler wie Beckmann, der schon als ganz junger Mann eine Allegorie der Ewigkeit gemalt hatte [MB-A/P 1], versetzte hier sein Künstlertum in den Zirkus. Als Affenwitz ist Beckmanns sonstiger Ernst von seiner Selbstironie gemildert. Aber es gibt noch ein weiteres bedeutendes Detail, nämlich den Schreibfehler beim Wort »EWICHKEI[T]«. Der Affe, der nach rechts hinschaut – wohl auf das Modell für seine Tafel –, ist einem orthografisch unsicheren Menschen auf den Leim gegangen. Er kann nur nachahmen, erfinden müssen andere. Wenn das stimmt, wäre der Maler so hilflos wie ein Affe. Das war keineswegs Beckmanns Ansicht.
»Verso Pinselproben und Atelierspuren« (BECKMANN MAYEN / GOHR 2006, S. 212).
Sigle
MB-A/P 89
URL
https://max-beckmann.org/mb/ap/89 [letzter Zugriff: 14.02.2025]